Der angeborene Klumpfuß (Kongenitaler Pes equino varus aductus) zählt zur Gruppe der Extremitätenfehlbildungen und ist eine Kombination aus verschiedenen Deformitäten am Fuß, meist einhergehend mit einer Einwärtsverdrehung (Inversion) des Fußes (Fußsohle zeigt nach median) und Anomalien der Unterschenkelmuskulatur:
Damit verbunden ist eine Verkürzung der Achillessehne.
Ein Klumpfuß ist angeboren, durchschnittlich kommt etwa eines von 1.000 Kindern mit dieser Besonderheit zur Welt, wobei Jungen doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen. Die Ursache ist nicht endgültig geklärt. In Frage kommen:
Die Therapie muss sobald wie möglich nach der Geburt begonnen werden. Auch bei frühzeitigem Beginn zeigt sich die Behandlung aber oft schwierig und langwierig.
Die klumpige Form weist beim angeborenen Klumpfuß folgendes Bild auf:
Entwicklungsstörung im unteren Teil des Rückenmarkes, daher Schwächung der Wadenmuskulatur (M. gastrognemius) und Übergewicht des hinteren Schienbeinmuskels (M. Tibialis Posterior); weiterhin eine Verkürzung der lateralen Bänder zwischen Wadenbein (Fibula) und Sprungbein (Talus) bzw. Fersenbein (Kalkaneus): Diese Bänder verhindern das Nachvorne-Wandern der Fibula gegenüber dem Talus bei der Dorsalextension, so dass eine zunehmende Spitzfußtellung entsteht.
Die Behandlung richtet sich nach Ätiologie und Schweregrad der Deformität. Frühtherapie ist wichtig.
Im Alter von drei Monaten sollte eine operative Korrektur aller konservativ nicht redressierbaren Strukturen erfolgen. Dieses Alter wird heute allgemein als idealer Zeitpunkt angesehen. Die Operation besteht in einer Verlängerung der Achillessehne, einem so genannten ausgedehnten „posterior release“, weiterhin wird hier die Aufrichtung zwischen Talus und Calcaneus korrigiert.
Bei Subluxation des Os naviculare muss außerdem ein „medial release“ mit Durchtrennung der Ligamente zwischen Talus, Naviculare sowie Os cuneiforme mediale, Reposition des Os naviculare und evtl. Verlängerung der Sehne der M. tibialisposterior erfolgen. Ziel der Operation ist die möglichst vollständige Reposition aller Komponenten.
Klumpfußgips: für die Modellierung ist der klassische Gips den modernen Kunststoffen überlegen. Man legt beim Klumpfuß grundsätzlich Ober- und nicht Unterschenkelgipse an, da einerseits eine bessere Redression des Fußes nach außen möglich ist, andererseits der Unterschenkelgips (v. a. mit dem bestehenden Spitzfuß) leicht nach unten rutscht und dann Druckstellen verursacht. Damit der Fuß als Ganzes gegenüber dem Oberschenkel nach außen redressiert werden kann, muss das Kniegelenk um mindestens 60° gebeugt sein.
In den letzten Jahren hat die Redressionstherapie nach dem Spanier Dr. Ignazio Ponseti sehr gute Ergebnisse bei der Behandlung des Klumpfußes aufgezeigt. Die Behandlung nach Ponseti sieht eine spezielle manuelle Redression mit schrittweiser Korrektur nach anatomischen Gesichtspunkten vor. In der Regel kann nach sechs bis zehn Gipsen die weitgehende Korrektur erreicht werden.
Nach Abschluss der Gipsredression erfolgt die Anlage einer speziellen Schiene die ganztägig, ab Beginn der Lauftätigkeit des Kindes nur noch nachts, bis zum Alter von ungefähr 3 Jahren getragen werden muss. Diese Phase ist für den Therapieerfolg absolut notwendig und es muss den Eltern die konsequente Anlage der Schiene vermittelt werden.
In Amerika und mittlerweile auch in Europa findet die Ponseti-Methode großen Zulauf und aktuelle Studien belegen, dass sie mindestens ebenso erfolgreich wie andere Therapiekonzepte ist. Derzeit (Stand Juni 2005) gibt es in ganz Europa bisher nur eine Handvoll Ärzte, die nach dieser Methode korrekt therapieren können. Aufgrund der geringen Therapiekosten stellt die Methode insbesondere in Entwicklung- und Schwellenländern eine überaus hilfreiche Alternative zur Operation dar.
Seit 1992 wird in Deutschland konservativ ohne Gipsbehandlung mit manuellen Manipulationsgriffen und einer funktionellen Fußbinde behandelt. Dabei wird nach vier unterschiedlichen Graden unterschieden. Die Schwierigkeitsgrade 1 und 2 können ohne operativen Eingriff behandelt werden. Bei Grad drei sind zum Teil operative Eingriffe erforderlich, bei Grad vier immer.
Korrektur im 3-Punkt Korrektursystem:
Wichtig:
Je physiologischer die Korrekturabdrücke angepasst werden, desto besser ist die Korrekturmöglichkeit. Nach der Anpassung des Hilfsmittels ist eine nochmalige Kontrolle der Gesamtstellung notwendig.
Der Anti-Varus-Schuh ist medial enger als ein normaler Schuh und korrigiert dadurch die Abduktion (Abduktions-Stellung des Schuhs zwischen Schuhgelenk und Vorderkappen-Korrekturstellung gegen pes adductus).
Charakteristik des Anti-Varus-Schuh:
Besteht neben der Klumpfußdeformität eine Innenkreiselung im Unterschenkel, muss der Oberschenkel in die Korrektur miteinbezogen werden.
Modellabnahme in absolut bestmöglicher Korrekturstellung des Fußes sollte bei Anpassung von Orthesen, Nachtschienen und Einlagen zur Beurteilung der Korrekturmöglichkeit unbedingt eingehalten werden.
Möglichst aus einem leicht flexiblen Material z. B. Ortholen, Vitrathen oder Polioethilen. Diese Materialien erlauben dem Fuß leichte Mikro-Bewegungen und schaffen gleichzeitig eine bessere Verträglichkeit der Korrektur. Als Innenmaterial empfiehlt sich Plstazot; dieses führt allerdings häufig bei Kindern, die unter einem halben Jahr alt sind, zu einer massiven Hautirritation. Deshalb empfiehlt es sich bei solchen Kindern eine Rehleder- oder Frotteefütterung. Die Verschlüsse zu Fixierung des Beines in der Orthese müssen immer gut gepolstert und vor allem breit genug sein, ansonsten könnte der Lymph- und Blutkreislauf beeinträchtigt werden.
Es stehen konstruktiv verschiedene Orthesen zu Verfügung. Es gibt welche mit:
wobei die häufigste Verordnung die Ober-Unterschenkelschiene ist. Die Ober-Unterschenkelschiene eignet sich vor allem bei kleinen Kindern zur Retention. Das Kniegelenk muss in der Schiene immer flektiert sein, damit der Fuß in Richtung Abduktion gehalten werden kann. Die Schiene wird meistens nur in der Nacht angelegt, da die Kinder hier am stärksten wachsen. Die Abduktionsstellung des Vorfußes wird meist durch die Muskulatur aktiv aufrecht erhalten, da die verkürzte mediale Muskulatur ( M. tibialis anterior und posterior, aber auch M. adductur hallucis) gegenüber der lateralen Muskelgruppe (v. a. M. peronaei) überaktiv ist.
Fuß - Bein:
Ziel ist die anatomische Position im Vor-, Mittel- und Rückfuß zu erreichen und die Beweglichkeit im OSG zu ermöglichen, sodass bei optimaler Versorgung, außer den Narben und der Wadenathropie der betroffenen Extremität keine Deformität mehr festzustellen ist.
Die Redressionsbehandlung des Klumpfußes wurde schon durch Hippokrates (370 v. Chr.) sehr genau beschrieben. Er schildert auch das Anlegen von Verbänden und redressierenden Schuhen.
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